„Ich will spielen, spielen, spielen…”, dieses auf der Bühne gesungene Lied war Programm: Der Zirkus Chnopf tauchte 2021 in die Welt des Spiels ein.
Während fast alle Theater nach Ideen suchten, um ihre Produktionen in eine digitale Form zu überführen, wählten wir die gegenteilige Richtung. Beim Zirkus Chnopf kam dieses Jahr eine digitale Computerspiel-Welt live auf die Bühne.
Show
Wenn der Zauberer seinen Mantel entknittert, der Ritter in die Boxhandschuhe schlüpft, die Hexe ihre Harfe stimmt und sogar der kleine Bruder schon in den Startlöchern steht, dann ist es an der Zeit für die Königin in die Tasten zu hauen. Das Spiel beginnt! Die Spielfiguren treten zu packenden Wettkämpfen an, messen sich in Zweikämpfen und überwinden Hindernis um Hindernis auf ihrem Weg zum Schloss. Herzlich Willkommen im Level 2748!
Tournee
Am 17. Januar 2021 standen wir auf Feld 1 unseres Tournee-Leiterlispiels. Zum ersten Mal trafen sich die verschiedenen Mitstreiter:innen für die Chnopf Tournee 2021 im Zirkusquartier. Am Anfang noch eher schüchtern, näherten wir uns den fremden, hinter Masken verborgenen Gestalten an. Wie auch im letzten Jahr war die Probephase noch voller Ungewissheit, in welcher Form die Tournee 2021 durchgeführt werden würde. Wir verloren jedoch unseren Siegeswillen nie und bewegten uns während der Wochenendproben erst sachte, während der Intensivproben dann schneller und schneller auf dem Spielfeld voran. Kleinere Hindernisse, seien es Verletzungen oder auch ein nicht ganz rund laufender Förderbandmotor konnten wir zusammen überwinden. Dank dieser wunderbaren Teamleistung war alles für die Premiere angerichtet und wir bangten voller Hoffnung auf das OK der obersten Spielleitung.
Mit den ersten Lockerungen auf Anfang Juni stand unserer Premiere im Zirkusquartier nichts mehr im Weg. Mit dem guten Gefühl des Premierenwochenendes im Gepäck begaben wir uns auf die Tournee. Erster Stopp: Festival cirqu’Aarau. Nach der Schwimmsaison-Erröfnung in Aarau gings via Basel nach Solothurn. Auf dem Weg dorthin zogen wir leider die Karte „Motorendefekt” und mussten einen unserer Traktoren in die Werkstatt bringen. In Münsingen und in Bern durften wir mit dem Schlossgut und dem Vor_Park je einen neuen Platz bespielen. Auch neu war dieses Jahr die Zusammenarbeit mit der Gelateria di Berna. Dank der Erweiterung des Barwagens konnten wir während der Tournee mit Solarenergie gekühlte Glacen anbieten. Der anschliessende Fahrtag von Bern nach Souboz im Jura war einer der längsten der Tournee. Entsprechen nervös war unsere Mechanikerin am Morgen, zum Glück musste sie sich jedoch nicht aus ihrem Liegestuhl erheben und konnte die Fahrt in vollsten Zügen geniessen. In Souboz wurden wir standesgemäss äussert herzlich willkommen geheissen und durften unsere Wagen im ganzen Dorf verteilen. Leider verliess uns das Würfelglück nach dem Fahrtag und Petrus zeigte sich von seiner schlechteren Seite. Um dem Spielverderber den Spiegel vorzuhalten, eröffneten wir frühzeitig die Fondue-Saison und konnten ihn ein wenig milde stimmen. Die weiteren Stopps im Jura waren wie alle Jahre von viel Herzhaftigkeit geprägt. Anschliessend reisten wir mit einem Stopp in Biel und einem Stopp in Langnau sowie mehreren Besuchen in den öffentlichen Bädern (aka Dorfbrunnen) weiter Richtung Zürich. Am Fahrtag von Emmenbrücke ins Zürcher Oberland warteten mit einer Fährenfahrt und zwei Pässen wieder einige schöne Aussichten auf uns. Von der spätsommerlichen Stimmung unterstützt, waren die Shows in Zürich sicherlich Tourneehighlights. Auf der
Josefwiese konnten wir mit total etwa 2350 Zuschauer:innen den diesjährigen Besucher:innenrekord erzielen. In der Roten Fabrik dann mit etwa 50 in den See gesprungenen Saltos, den Saltorekord. Nach dieser schönen Woche am Zürisee zogen wir weiter nach Winterthur um die Tournee abzuschliessen. Die verschärften Corona-Spielregeln stellten uns noch vor kleinere Herausforderungen, trotzdem konnten wir unsere Tournee mit einem Konzert von SaMood erfolgreich abschliessen.
Nach der Tournee
Das Showteam
Anja startete direkt in ihre Yoga-Ausbildung und ist inzwischen schon wieder in Montreal an der École nationale de cirque. Lionel hat einen Diabolo-Workshop im ZQ geleitet und ist zurück im Kanti-Alltag. Sibill füllt ihren Kopf mit vielen Musikideen für die Produktion 2022, bei welcher sie wiederum auf der Bühne stehen wird. Jael bereitet sich auf eine Zirkusschule vor und schliesst das Gymnasium ab. Luna widmet sich wieder vermehrt der Musik und hat noch zwei Schuljahre vor sich. Simon Heigl konnte direkt beim Musical-Projekt des Gymnasiums Lerbermatt einsteigen und wird somit bald wieder vor Publikum spielen. Levio regeneriert sein Knie und gibt mit Lino
zusammen Kurse für Freerunning beim Zirkus Robinson. Lino konnte an der PH Zürich starten und wird Kindergärtner, zudem ist er noch regelmässig an den offenen Trainings im Zirkusquartier anzutreffen. Ma ël hat seine sieben Sachen und 42 Spiele bereits vor der Derniere gepackt und wohnt inzwischen in Rotterdam, um an der Codarts zu studieren. Simon Thöni verbleibt noch für einige Monate im Zirkuswagen und studiert weiterhin an der ZHdK. Ma yra geht nach Aalen in Deutschland um ein neues Theaterprojekt zu starten.
Die Menschen dahinter
Auch dieses Jahr haben wir wieder einige Personen, welche wir schweren Herzens ziehen lassen müssen. So wird uns die Mechanikerin Renja Flory nach zwei Jahren verlassen, um ihr Abenteuer Studium in Angriff zu nehmen. Des Weiteren werden uns die zwei Chnopf-Urgesteine Jonas Schall er und Nik Huber verlassen, vielen Dank für die geleistete Arbeit – wir werden euch vermissen. Nik widmet sich seinem Studium an der ZHdK und baut weitere Bühnenbilder, leider jedoch nicht für den Zirkus Chnopf. Jonas startet in einen neuen Abschnitt und übernimmt die Technische Leitung im Neuen Theater in Dornach. Dave Sieger wird sich leider nach 5 Jahren Zirkus Chnopf aus dem Projekt zurückziehen. Dave hat mit seinen sprudelnden Ideen und seiner begeisternden Art den Zirkus Chnopf in den letzten Jahren geprägt und ihn auf ein neues Level gehoben – Danke!
Gion wechselt für den Winter in die Werkstatt und sucht sich wieder einen Job in einem nicht rollenden Büro. Joane baut Zirkuswagen in Luzern und hält sich fit für die nächste Tournee. Stylo hängt den Kochlöffel wieder an den Haken und geht zurück ins Altersheim. Domi hat seinen IT-Job gekündigt und freut sich auf die Skisaison 21/22, im Geheimen arbeitet er aber bereits an der Barkarte des Sommers 22. Peter widmet sich diversen Projekten und verbringt viel Zeit mit seinen Enkelkindern.
Ausblick 2022
Konrad Utzinger ist nach seinem Auszeit-Jahr zurück im Zirkus Chnopf und übernimmt
zusammen mit Polina Petush kova wieder die Geschäftsleitung. Sie bilden zusammen mit Sibill Urweider, die nächstes Jahr wieder auf der Bühne stehen wird, das neue Leitungsteam. Neu können wir bei der Bühnentechnik auf die Dienste des ausgebildeten Veranstaltungstechnikers David Karrer zählen. Bereits bei uns angefangen hat Max Ihle. Der gelernte Landmaschinenmechaniker und Motorenenthusiast nimmt sich dem Fahrzeug- und Wagenpark des Zirkus Chnopf an.
Grosse Pläne auf der Wartebank
Weiterhin möchten wir unseren bereits eingeschlagenen, innovativen Weg im Umgang mit Energieressourcen verfolgen. Für den nächsten grossen Schritt steht der Umbau eines Dieseltraktors zu einer Zugmaschine mit Elektroantrieb im Fokus, mit dem Ziel, den wöchentlichen Transport des mobilen Zirkusdorfes ebenfalls von fossilen Energieträgern zu befreien. Um uns neben der Pandemie mit diesen ambitionierten Plänen nicht zu überfordern, warten wir aber vorerst ab, bevor wir mit der Umsetzung loslegen.
Umbau Kochareal
Die Suche nach einer Bleibe während der Bauphase auf dem Kochareal, welche voraussichtlich über die Zeit von 2023-25 andauert, läuft auf Hochtouren. Es wird nach wie vor eine Lösung zusammen mit dem Zirkusquartier angestrebt, konkrete Objekte sind in Abklärung, aber noch nicht spruchreif.
Danke
Nach diesem wunderschönen Zirkus Chnopf Jahr möchten wir uns bei allen, die zum guten Gelingen beigetragen haben, bedanken: Den Mitarbeiter:innen, Zivis und Jugendlichen, unseren Familien, allen Externen, den zahllosen Ehrenamtlichen, allen Gönner:innen, dem Vorstand, den Revisoren, den Stiftungen und öffentlichen sowie privaten Geldgeber:innen, der Stadt Zürich und allen Mitarbeiter:innen, Nachbar:innen und Bewohner:innen im Zirkusquartier in Zürich Altstetten.
Die Menschen hinter Level 2748
Regie Jonas Junker
Leitung Artistik Ulla Tikka
Bühne Selina Howald
Kostüme Eva Butzkies
Komposition/ Musikalische Leitung Benedikt Utzinger
Künstlerische Leitung Dave Sieger
Ensemble Anja Habegger, Jael Lüthard, Levio Gioia, Lino Gioia, Luna Gioia, Lionel Schwägli, Maël Ludwig, Mayra Bosshard, Sibill Urweider, Simon Thöni, Simon Heigl
Im Hintergrund 2021
Geschäftsleitung Konrad Utzinger, Polina Petushkova, Dave Sieger
Tourneeleitung Polina Petushkova, Nik Huber, Jan "Gion" Nydegger
Fundraising Andrea Grimm
Technik Renja Flory, Jonas Schaller
Rollbar Dominic Augstburger
Backstage Joane Perrin, Peter Brodbeck
Küche Simon „Stylo“ Eugster
Bühnenbildwerkstatt Jonas Schaller, Tim Bögli, Luis „Boschi“ Feller,
Martin Salm, Florin Lehmann
Extern Memi Beltrame (Website und Registrations-App), Jacques et Brigitte (Design), Hans Huber (Technik Wagenpark), bürobureau Andrin Winteler & Mina Monsef (Fotos, Film), K-Vis David Kunz (Treuhand), Gilles Cherix (IT-Support und
und Korrekturen), Fabienne Sieger (Korrekturen), Michael Huber (Korrekturen), Kailash Bonjour (Solarprojekt), Simon Münger (Tontechnik)
Vorstand Matthias Schoch (Präsident), Christian Vetsch, Marie-Anne Hafner, Paul Weilenmann, Sandra Fischer
Revision Urs Fischer, Roland Scheibler